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20. SEPTEMBER 2021 KÄTHE DASSLER REALSCHULE PLUS PIRMASENS (TEIL 1)

Pirmasens im September 2021. Jetzt ist es offiziell: Die Kirchberg Realschule Plus nennt sich künftig »Käthe Dassler Realschule Plus«. Die Unternehmerin an der Spitze des Adidas-Konzerns habe den größten Bezug zum neuen Leitbild der Schule, begründet Schulleiterin Jeanette Kriwy (»Mein ganz besonderer Dank geht vor allem an Sigrid Dassler, die uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Angefangen bei der Zustimmung der Namensänderung, über die Bereitstellung von Bild-, Film- und Tonaufnahmen, Familienrezepten, Dokumenten und selbst verfassten Schriftstücken. Ohne sie wäre das alles hier heute nicht möglich gewesen.«) die Umbenennung.

Die Schule will künftig Käthe Dasslers Namen tragen, weil sie sich die Schwerpunkte Sport und soziales Leben gesetzt hat. Im Gebäude soll eine Dauerausstellung eingerichtet werden. Sie widmet sich dem Leben und Wirken von Käthe Dassler. Dafür haben in den letzten Monaten die Schüler und die Lehrkräfte wundervolle Projekte realisiert. An dieser Stelle in einer kleinen Serie Highlights aus der »Käthe Dassler-Realschule Plus«.

Folge 1: Auszüge aus der Rede der Schulleiterin bei der Namensfeier.

Jeanette Kriwy: »Wer heute unsere Schule betreten hat, dem wird unser neues Logo an der Fassade aufgefallen sein.«

Warum gerade jetzt ein neuer Name?

Wer von Ihnen schon einmal in der glücklichen Situation war, dem eigenen Kind einen Namen geben zu dürfen, weiß um die damit verbundenen Problemstellungen. Jeder Vorschlag wird durch jeden kommentiert und zerpflückt.

Ähnlich verhält es sich, wenn man sich anschickt, einer Schule einen Namen zu geben. Im Falle des eigenen Kindes muss man sich im besten Fall lediglich mit dem Partner und den Familien ins Benehmen setzen. Hier allerdings wollen, sollen und müssen 400 Schülerinnen und Schüler und, vielleicht noch viel schlimmer, 36 Lehrkräfte sowie Mitglieder der Gesamtkonferenz mitwirken.

Doch wir hatten Glück! Nachdem wir über einen längeren Zeitraum Namensvorschläge wie: Europa, Otto Strobel, Pirminius, Rheinberger, Heinrich Bürkel, Landgräfin Caroline gesammelt hatten, kam aus einer Klasse der Vorschlag Käthe Dassler. Dieser Name wurde sehr schnell zum Favoriten der Schulgemeinschaft und mit überwältigender Mehrheit beschlossen.

Wieso gerade Käthe Dassler? Wer war Käthe Dassler?

Am 17.07.1917 wurde Käthe Dassler als Tochter von Franz und Katharina (geb. Schauer) Martz in Pirmasens geboren. Ihre Eltern wohnten damals in der Winzler Straße, 1,2 Kilometer von unserer Schule entfernt. Sie sind einige Male umgezogen, bevor Käthe Pirmasens verließ. Stationen waren die Fahrstraße im Winzler Viertel, die Lembergerstraße und schließlich ein Haus in der Pestalozzistraße, wo Franz Martz seine eigene Werkstatt hatte. Ihr Vater, Franz Martz, war ein bekannter Schuhmodelleur, auch der Leistendoktor genannt, der an der Schuhfachschule unterrichtete. Außerdem arbeitete er als Betriebsleiter der »Schuhleistenfabrik Schmitt&Co«.

Käthe besuchte zunächst die Wittelsbach Volksschule und später das Mädchenlyzeum, das heutige Hugo Ball Gymnasium, damals in der Alleestraße.

So kam es, dass mit gerade einmal 15 Jahren die aufgeweckte, fröhliche Käthe einen attraktiven und ambitionierten Jungunternehmer aus Herzogenaurach kennenlernte, der sich an der Schuhfachschule in Pirmasens den letzten Feinschliff in Sachen Schuhfertigung holte. Adi Dassler hatte engen Kontakt zu seinem Lehrer Franz Martz und tauschte Entwicklungsideen für Schuhleisten mit ihm aus. Käthe und ihre Schwester Marianne waren für die Botengänge zwischen ihrem Vater und Adi zuständig und so lernten die beiden sich im November 1932 kennen. Eine leise Romanze entstand. Adi war damals immerhin 17 Jahre älter als Käthe.

Im April 1933 machte Adi seiner Käthe einen Heiratsantrag, ihre Verlobungszeit dauerte bis zum März 1934. Am 17. März 1934 heirateten die beiden im alten Rathaus in Pirmasens und Käthe zog nach Herzogenaurach.

Sie war eine moderne Managerin:

Mutter von fünf Kindern.

Ehefrau eines Erfinders, die ihrem Mann den Rücken freihielt.

Gastgeberin und Organisatorin des immer größer werdenden Haushaltes.

»Chefin« in der Firma, mit Konzentration auf die ausländischen Kunden.

Käthe Dassler war für die damalige Zeit eine sehr moderne und emanzipierte Powerfrau.

Durch ihre offene, freundliche und charmante Pfälzer Art war Käthe bei allen Geschäftsfreunden beliebt und trug dadurch sehr dazu bei, die Firma stärker, bekannter und größer zu machen, bis hin zu einem Weltunternehmen. Sie war als zuverlässige Geschäftspartnerin sehr geschätzt und geachtet. Trotz dieser großen Aufgaben hatte sie immer ein offenes Ohr für Ihre Angestellten und war mit ihrem großen Herzen immer für die Anliegen anderer da.

Bei aller Internationalität gab es vielfältige wirtschaftliche Verflechtungen der Firma mit der Schuhmetropole Pirmasens, ihrer ursprünglichen Heimat. So gab es die Firma Brill in Pirmasens, welche die Zackenbänder lieferte, sowie das Chemieunternehmen Keck, das die Siebdruckfarben für Adidas-Fußbälle entwickelte. Nicht zu vergessen die Firma Framas, gegründet von ihrem Vater Franz Martz, welche bis zum heutigen Tag die Entwicklung innovativer Sportschuhe mit ihrem Know-how für Sportschuhkomponenten die Firma adidas eng begleitet und als Zulieferer beliefert.

An ihrem 65. Geburtstag wurde Käthe Dassler zur Ehrenbürgerin der Stadt Herzogenaurach ernannt, 1982 erhielt sie das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Im Alter von 67 Jahren, am 31.12.1984, erlag sie einem Herzleiden und hinterließ eine große Lücke im Unternehmen und bei ihren Hinterbliebenen.

Jetzt bekommt unsere Schule ihren Namen. Wieso gerade Käthe Dassler?

Zum einen gab es vielfältige wirtschaftliche Verflechtungen zu unserer Region, wovon Pirmasens und die Südwestpfalz auch wirtschaftlich profitiert haben.

Zum anderen legte sie größten Wert auf eine familiäre Firmenpolitik, was auch beinhaltete, sich um ihre Mitarbeiter mit all ihren Belangen zu kümmern. So wie wir das auch mit den uns anvertrauten Schülerinnen und Schülern tun.

Sie zeigte zeitlebens ein großes soziales Engagement für karitative Einrichtungen, Schulen und Sportvereine.

Selbstverständlich haben wir uns auch mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandergesetzt und anhand mehrerer Quellen wurde deutlich, dass sie nie der NSDAP beigetreten ist.

Käthe Dassler war eine starke, mutige, faire, gütige, weltoffene, emanzipierte und bescheidene Frau. Alles Tugenden, die auch wir unseren Schülern mit auf den Weg geben wollen.

»Unsere Schulgemeinschaft hat sich seit einiger Zeit intensiv mit Käthe Dassler beschäftigt. Je mehr wir über sie als Person erfuhren, umso mehr bestätigt sich unsere Wahl. Nicht nur, dass sie eine ganz besondere und außergewöhnliche Frau war, sondern auch ihre Verbundenheit mit unserer eigenen Heimatgeschichte. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir nun den Namen Käthe Dassler Realschule plus Pirmasens tragen dürfen.«

Lesen Sie weiter im Teil 2 von 3...


Autor: Detlef Vetten